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Wissenswertes

Allgemeine Themen rund ums Lernen, die sich keiner einzelnen Methode zuordnen lassen, sondern zusätzliches Hintergrundwissen liefern. Es zeigt, warum etwas (besser) funktioniert, oder das Thema ist so stark verzweigt, dass es für eine Vielzahl der Methoden wichtig ist.

Vergessenskurve

Nach Prof. Dr. Hermann Ebbinghaus, Christian Michel und Felix Novak. Die Vergessenskurve steht bis heute noch bei vielen Lehrern, Trainern und Coaches in Kritik, weil sie ihrer Meinung nach keine sinnlosen Silben unterrichten. Ich möchte keine Grundsatzdiskussion führen, sondern dazu ein paar Denkanstöße mit auf den Weg geben.

  • Um nicht nur auf den Punkt der sinnlosen Silben einzugehen, sind auch andere Kurven zum Vergleich in die Grafik eingetragen.
  • In der Grafik ist deutlich zu erkennen, dass es stark davon abhängt, in welcher Form Wissen vorliegt.
  • Die Frage ist auch nicht, was wir inhaltlich als sinnlos empfinden, sondern das, was unser Gehirn als sinnlos einstuft.
  • Ob man das Unterrichtsfach Geschichte als persönlich sinnlos erachtet ist unabhängig davon, dass unser Gehirn Geschichtsdaten als solche einstuft. Personennamen, Ortsnamen und Jahreszahlen sind für unser Gehirn eine Art sinnlose Silben. Das geschichtliche Ereignis selbst ist (wie die Grafik bestätigt) durchaus leichter zu merken.

Intelligenz

Es soll keine Definition nach Mensa, oder nach philosophischen Ansätzen folgen. Betrachten wir lieber einen Ansatz, der uns dem Verständnis des Lernens näher bringt.
Nach Professor David Perkins:

  1. Die schlechte Nachricht zuerst: Die neuronale Geschwindigkeit, in der Verknüpfungen angelegt und abgefragt werden können, ist angeboren. Kann von uns leider nicht durch Training beeinflusst werden.
  2. Doch kein Grund zur Sorge, wir haben noch zwei Stellschrauben, die uns in die Karten spielen.

  3. Je mehr wir wissen, desto leichter können wir Neues lernen.
  4. Wir können die Methode, mit der wir lernen, auf unsere Bedürfnisse anpassen.

Wissensnetz

Namensgeberin ist Vera Birkenbihl. Soll etwas Neues gelernt werden, bei dem man nicht auf vorhandenes Wissen zurückgreifen kann, muss ein neuer Faden gebildet werden. Am Anfang noch lose, muss er durch Wiederholen verankert und zu einer Autobahn ausgebaut werden. Gelingt es uns neue Fäden, aufgrund von Vorwissen oder Assoziation, an bereits vorhandene Fäden anzuknüpfen, dann erfolgt dies bedeutend leichter. Je engmaschiger das Netz zu einem Thema ist, desto leichter bleibt Neues hängen.

Anmerkung

Aus neuronaler Sicht ließe sich dieser Vorgang ebenfalls erklären. Hat ein Neuron gelernt auf einen bestimmten Reiz zu feuern, dann feuert es mit jeder Wiederholung dieses Reizes leichter. Ist ein neuer Reiz, dem bereits gelernten Reiz, sehr ähnlich, wird sich dieses Neuron wahrscheinlich auch melden – nach dem Motto: „Kenne ich!“ oder „Herr Lehrer, ich weiß was!“

Zeit

Zeit ist relativ, das wusste schon Albert Einstein. Es geht beim Thema Lernen nicht um relativistische Geschwindigkeiten, Schwerkraftfelder oder Gravitationswellen (höchstens als Lerninhalt). Es geht auch nicht darum, warum manchen eine Schulstunde Mathe viel länger vorkommt, als eine Schulstunde Deutsch, obwohl beide mit 45 Minuten genau gleich lang sind. Viel mehr geht es um Timing, Zeitmanagement, Biorhythmus & Co. Wir haben ebenfalls eine eigene Raumzeit, um bei dem Wortspiel rund um Einsteins Relativitätstheorie zu bleiben – siehe Raum.

Timing

„Timing ist nicht alles, aber ohne Timing ist alles nichts. – GM Kernspecht“
Gerade das Timing greift wie ein Puzzle-Teil (oder ein Zahnrad) in viele Themen ein. Wir benutzen den Begriff als Anglizismus (ein eingedeutschtes Wort aus dem Englischen) ganz selbstverständlich in unserer Alltagssprache – aber was ist Timing genau? Im Deutschen gibt es keine Übersetzung, sondern nur eine Umschreibung, die ‘die zeitliche Abstimmung’ lautet. Um es noch genauer auf den Punkt zu bringen:

Timing ist, zur richtigen Zeit, das Richtige tun.

Was bedeutet Timing für das Lernen?
Das wird an den oben erwähnten Schnittstellen am deutlichsten. Timing hängt z. B. vom Kurzzeitgedächtnis ab. Siehe 2-6-19-Methode. Wenn wir genau zu dem Zeitpunkt wiederholen, wenn das Kurzzeitgedächtnis Gefahr läuft etwas zu vergessen, dann ist das Timing.
Gehen wir auf die anderen Schnittstellen weiter ein.

Bio-Rhythmus

Der Biorhythmus ist von vielen Lebensgewohnheiten bestimmt (zu welcher Uhrzeit schlafen und essen wir? usw.) und jeder muss seinen eigenen Rhythmus finden. Rhythmus ist der Takt, den das Timing vorgibt. Es ist wie in der Musik. Nur wenn jeder den richtigen Ton zur richtigen Zeit spielt, wird das Lied gelingen. Gleiches gilt für die Zusammenarbeit zwischen Körper und Geist. Wenn der Körper abschaltet und schläft, nützt es dem Geist nichts, wenn ein Buch unter dem Kopfkissen liegt.
Laut einer Studie sind wir im Bevölkerungsdurchschnitt gegen 11 Uhr morgens und gegen 17 abends am leistungsfähigsten. Deshalb wäre es angebracht besonders schweren Lernstoff in diesen Zeitraum zu packen und nicht das Mittagessen oder Abendessen – das wäre kontraproduktiv (siehe Ernährung).
Diese beiden Zeitpunkte sind nur die Mittelwerte zweier Normalverteilungen, die aufgrund der Auswertung verschiedener Personen, mit verschiedenen Lebensweisen entstehen. Deshalb kann die Uhrzeit bei jedem von uns etwas abweichen. Mit etwas Selbstbeobachtung und der Frage: „Wann fühle ich mich richtig fit oder am meisten wach?“ kommt jeder selbst dahinter.
Ein schematischer Tagesablauf könnte nach Biorhythmus so aussehen:

Uhrzeit Tätigkeit
07:00 Frühstück
08:00 Wiederholung des Lernstoffs nach 2-6-19-Methode
10:00 neuer schwerer Lernstoff
12:00 Mittagessen
13:00 Wiederholung des Lernstoffs von 10:00 Uhr
14:00 neuer leichter Lernstoff
17:00 Sport
19:00 Abendessen
21:00 Wiederholung des Lernstoffs des Tages
22:00 Schlafen

Viel Spaß beim Selbst-Experiment!

Zeitmanagement

Der Begriff erweckt den Anschein, dass man ‚Zeit verwalten‘ könne – dem ist, wie eingangs mit Albert Einstein erwähnt, nicht so. Denn unser Nachbar lebt in der gleichen Zeit wie wir. Wir sitzen im selben Raumschiff Erde und leben alle im selben Bezugssystem. Und eine vergangene Sekunde kommt auch nicht wieder zurück. (Daher der Name Relativitätstheorie: Es wird die Zeit eines Bezugssystems relativ zu einem anderen Bezugssystem betrachtet – was entfällt, weil es nur ein Bezugssystem zwischen uns gibt.)
Keine Panik – immerhin können wir unser Timing verwalten!

  • Wir können uns Ziele setzen. (Siehe Abschnitt Ziele setzen)
  • Einen Plan mit Hilfe eines Kalenders erstellen, was wir bis wann gelernt haben wollen.

Wir wissen alle ganz genau, dass wir es nicht schaffen an dem Tag vor der Klausur alles zu lernen – warum versuchen wir es dann immer wieder? Weil wir uns nicht die Zeitschiene vor Augen führen. Das ist auch im wörtlichen Sinne so gemeint.
Wir müssen uns einen Zeitplan bauen, den wir täglich sehen können. Ein elektronischer Kalender hilft uns zwar, doch das gute alte Papier hat seine Vorteile.
Schreiben wir den Zeitplan von heute bis zu dem Stichtag auf, an dem wir fertig sein wollen. Hängen wir diesen in dem Raum auf, in dem wir lernen. Jetzt haben wir ein völlig anderes Gefühl für die Zeit. Wir verschaffen uns einen besseren Überblick. (Kenntnisse über Projektmanagement sind von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich.)
Eine Zeitschiene enthält den Starttermin, die Meilensteine und den Endtermin.

  • Es gibt eine eigene Zeitschiene pro Ziel.
  • Starttermin (z. B. mit Erhalt des Buches, vor Schulbeginn. Lehrer hassen es, wenn man etwas weiß – ein Grund mehr im Voraus zu lernen!)
  • Die Meilensteine sind Zwischenstationen, bis zu denen man ein zusammengeschnürtes Lernpaket abgearbeitet hat.
  • Endtermin (der Tag des Abgabetermins, der Klausur o. ä.)
Zeitplan Beispiel 1 Beispiel 2
Zeitschiene Mathematik Englisch
Starttermin so früh … … wie möglich
Meilenstein 1 Kurvendiskursion Simple Past
Meilenstein 2 Folgen & Reihen Past Perfect
Meilenstein x
Endtermin Mathe-Arbeit Englisch-Arbeit

Raum

Die Beschaffenheit des Raums, in dem man lernt. Wir gehen von dem Idealfall aus – wohl wissend, dass eine solche Einrichtung schwierig wird.
Der Raum sollte

  • mit Tageslicht erfüllt sein. Nicht so hell, dass es blendet. Ist zu wenig oder kein Tageslicht vorhanden, ist eine entsprechende Beleuchtung empfehlenswert. (Bei Gelegenheit mal nach Tageslichtlampen erkundigen.)
  • gut durchlüftet sein, aber frei von Zugluft.
  • angenehm Temperiert sein. Eher leicht kühl als zu warm. Das hilft einen kühlen Kopf zu bewahren und man wird nicht so schnell müde.
  • mit einer hellblauen-Fläche ausgestattet sein. Für die dunklen Stunden hilft eine Himmel-blaue, rechteckige Fläche im 16:9-Format. Sie sollte so groß sein, dass sie das gesamte Sichtfeld ausfüllt. Die Größe hängt vom Abstand zur Wand ab und kann deshalb nicht allgemein benannt werden. Natürlich kann man gleich eine ganze Wand des Raumes in der Farbe streichen. Wer das nicht mag kann sich mit entsprechender Wasserfarbe ein Zeichenblockblatt gleichmäßig ausmalen und als Bild aufhängen. Benötigt man eine schöpferische Pause, stellt man sich so Dicht vor das Bild, dass es das gesamte Sichtfeld ausfüllt, wenn man auf das Zentrum des Blattes schaut. Es gibt Studien, dass uns die hellblaue Farbe bei Gedächtnisleistung und Kreativität hilft.
  • frei von Lärm sein. Mag sein, das klassische Musik oder Heavy Metal beim Lernen förderlich sind. Ein Versuch ist es wert, es nicht gleichzeitig zu tun. Schüler und Studenten schrieben unter lauter Heavy Metal schlechtere Noten als die Vergleichsgruppen in einer stillen Umgebung. Was nicht auf die Musikrichtung sondern auf die Anwesenheit von dem Geräusch an sich zurückzuführen ist. Es spricht nichts dagegen, dass man (wie mit der hellblauen Wand) sich eine fünfminütige Pause gönnt, in der man Musik hört. Man kann es auch gerne kombinieren (5 Minuten hellblaue Farbe + Musik).

Fehlt nur noch die unter Zeit bzw. Timing erwähnte Raumzeit. Hiermit ist die Zeit gemeint, die wir in dem Raum zum Lernen verbringen. Bis auf die ein oder andere 5 Minuten-Pause, darf dieser Raum ausschließlich zum Lernen genutzt werden. Braucht man eine längere Pause oder beschäftigt sich aktiv mit etwas anderem, muss der Raum verlassen werden. Die 5 Minuten-Pause ist eine geistige Auszeit, in der keine andere aktive Tätigkeit ausgeführt wird. Möchte man dies dennoch tun, verlässt man wieder den Raum. Trinken ist wichtig für die geistige Leistungsfähigkeit und deshalb die einzige Ausnahme – was uns zum nächsten Punkt führt.

Ernährung

Da die Ernährungswissenschaft nicht nur Bücher, sondern halbe Bibliotheken füllt, würde es auch dieses kleine Unterkapitel sprengen. Aus diesem Grund ein paar Tipps, die für diese Rubrik wichtig sind.
Unser Gehirn braucht Energie und Wasser. Gerade Wasser muss in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, deshalb stets ein Glas frisches Wasser im Sichtbereich auf den Tisch stellen und in regelmäßigen Abständen trinken.
Mit dem Essen ist es schwieriger. Aus der Sicht des Lernens ist es besser mehrere kleine Mahlzeiten, über den Tag verteilt, zu sich zu nehmen, als eine einzige Riesenportion mit vergleichbarem Kaloriengehalt. Das liegt biologisch daran, dass bei großer Nahrungsaufnahme der Parasympathikus (Teil unseres Nervensystems, dass u. a. für die Verdauung zuständig ist) die Kontrolle übernimmt und unser Körper dann mit der Verdauung beschäftigt ist. Dies ist der maßgebliche Grund, warum wir zu den unter Biorhythmus aufgeführten Uhrzeiten nichts essen sollten.

Schlafen

„Im Schlaf verarbeitet das Unterbewusstsein das, was das Bewusstsein am Tag nicht geschafft hat.“ Gleiches gilt für unser Gedächtnis. Ereignisse, die unser Gehirn als wichtig einstuft, werden im Schlaf abgespeichert. Wie wir in dem Abschnitt Vergessenskurve gesehen haben, hat unser Gehirn eine eigene Vorstellung davon, was wichtig ist und was nicht. Mit einem Trick können wir unserem Gehirn, die von uns gewünschte, Wichtigkeit vorgaukeln. Indem wir die für uns wichtigen Dinge vor dem Schlafengehen wiederholen. Durch die Wiederholung und weil es der letzte Eindruck des Tages ist, räumt dem unser Gehirn eine höhere Priorität ein.

Ziele setzen

Eigentlich müsste dieser Punkt als erstes, ganz oben auf der Seite stehen. Mit dem Ziel die Seite bis einschließlich dem letzten Abschnitt aktiv durch zu arbeiten.
Ohne ein Ziel erreichen wir keins. Wir müssen uns klare Ziele setzten, am besten so, dass sie sich visualisieren lassen. Von den großen Zielen in (zeitlich) weiter Ferne angefangen über die kleineren Zwischenstationen.
Wenn man z. B. gerade die Schule abgeschlossen und sich das große Ziel gesetzt hat einen eigenen Handwerksbetrieb zu eröffnen. Setzt man sich die Zwischenziele Gesellenprüfung und Meisterbrief.
Es müssen nicht immer so große Ziele sein. Ist man noch in der Findungsphase, können auch kleinere Ziele den Weg weisen. Kleinere Seminare, wie in der beruflichen Weiterbildung, zeigen bereits auf, ob man für sich auf dem richtigen Weg ist. Der Vorteil von kleineren Zielen ist eine höhere Flexibilität bei geringeren Investitionskosten. Das mindert einen möglichen Verlust, wenn man sich mal geirrt hat.
Der Vorteil bei größeren Zielen ist, dass man das große Ganze im Blick hat und damit eine größere Motivation die Zwischenziele zu erreichen. Mit dem Risiko eines späten Ausstiegs mit hohen Verlusten oder einem Job, in dem man nicht mehr glücklich wird.

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